Sono, Jürgen Walleneit

Jürgen Walleneit von Sono, einem Franchise Retail Coffee Konzept mit viel Leidenschaft, berichtet von seiner Reise vom Marketing-Experten zum Patron seines Lokals.

Wir lernen viel über Marketing und am Ende erstaunliches über die Effekte von Hintergrundmusik und Sound (Sonus) auf das Kaufverhalten.
Warum es wichtig ist, dass in einem Gastronomie-Betrieb, in dem ja bereits das Wort Gast steckt, ein Gastgeber mit Leib und Seele als Patron aktiv ist,
Ob zuerst der italienische Cappuchino oder der österreichische Kapuziner da war,
Was Franchising mit einem Zirkus zu tun hat und ob es Dompteure, Zauberer und Conferenciers gibt, erzählt uns jetzt Jürgen Walleneit.


Die Bierdeckelkalkulation:

Jürgen berichtet uns von ungefähr 300.000 Umsatz pro Jahr und recht hohen Personalkosten von 150.000 Euro. Verbleiben 150.000 Euro, mit denen wir die Miete, die Ware (also Kaffee und Zutaten für Pannini) und auch die Einrichtung im Wert von 70.000 Euro bezahlen müssen.

Üblicherweise geht man in der Gastronomie von 30% Wareneinsatz, 30% Personalkosten und 30% für Miete, Marketing und sonstiges aus.

Selbst wenn wir den Wareineinsatz geringer kalkulieren und die Miete für die vielleicht 60qm kleinen Lokale nicht besonders hoch ausfällt: Millionär wird man mit diesem Modell nicht, als leidenschaftlicher Gastgeber kann man wahrscheinlich ein angemessenes Gehalt verdienen und sein eigener zufriedener und glücklicher Chef werden, der begeisterte Gäste bedient.


Klaus-Score:

Unternehmerfaktor:

In diesem Fall eher ein “Gastronom”-Faktor. Wer schon immer sein eigenes Lokal wollte ist hier richtig aufgehoben. Die Fragen des Umbaus, der Lieferanten, vieler organisatorischer Belange (von IT bis zu Marketing) sind in diesem System bereits beantwortet – man kann sich darauf konzentrieren, worum es in der Gastronomie geht: den Gästen!
Skalieren auf mehrere Standorte ist wohl möglich, allerdings extrem vom Personal abhängig. Es muss gelingen, einen guten “Standortleiter” aufzubauen – sonst wird’s extrem schwierig, zwischen mehreren Standorten zu pendeln.

Chancen/Risiko:

In diesem Fall geht’s nicht um personen-unabhängige Systemgastronomie sondern echte Bewirtung. Wer ein leidenschaftlicher Wirt, aber vielleicht ein nicht so guter Organisator ist – der könnte sich mit Sono seinen Lebenstraum erfüllen. Ob das Lokal funktioniert hängt zum einen vom Standort, zum anderen maßgeblich vom Einsatz des Patrons, des Eigentümers, des Gesichts nach außen ab.

Investition:

70.000 sind für ein schönes, gut eingerichtetes Kaffee/Bistro-Konzept ein fairer Preis, mit Leasing kann der Eigenkapitalbedarf gesenkt werden. Jedenfalls ist auf ausreichend Liquidität zu achten, man muss zu Beginn, bis die ersten Stammgäste aufgebaut sind, ggfs. Gehälter vorfinanzieren.

Millionärsfaktor:

Je mehr man arbeitet, umso mehr wird man verdienen. So funktioniert Gastronomie.

Rehabox – Bernd Schranz & Niklas Arnold

In dieser Episode geht’s um Rehabox und Rehasport. Was ist überhaupt Rehasport? Macht man das freiwillig und wer bezahlt dafür wieviel? Wer darf solche Kurse anbieten und warum werden diese Kurse überbucht?
Ist Rehasport eine Akquisemaschine für privat zu zahlende Zusatzleistungen oder ein nicht nur tragfähiges sondern ertragreiches Geschäftsmodell?
Mit 17 Jahren Erfahrung und mehr als 700 Standorten ist Bernd Schranz mein perfekter Ansprechpartner für meine laienhaften Fragen, unterstützt wird er von seinem Marketingexperten Niklas Arnold.


Die Milchmädchenrechnung:

  1. Beispiel aus dem Podcast:

    500 Kassenpatienten / Woche * EUR 6,- = 3.000,- Umsatz
    Privatzahler = 3.000,- Umsatz
    Umsatz pro Monat Größenordnung EUR 25.000,-
  2. Beispiel bei optimaler Auslastung und zwei Gruppen:
    5 Tage/Woche 10 Stunden je 11 Teilnehmer * EUR 6,- = 3.300,-
    5 Tage/Woche 10 Stunden je 6 Privatzahler * EUR 10,- = 2.500,-
    Umsatz pro Monat rund 25.000,-

    Miete 250qm * EUR 10,- = 2.500,-
    50 Öffnungsstunden je EUR 40,- für TrainerIn = 9.000,- Personalkosten
    10% Franchisefee = 2.500,-
    Finanzierung 300.000,- (Boden, Makler, Liquiditätsreserve) auf 5 Jahre = 5.300,-
    Versicherung, Steuerberater, Strom, Marketing etc. 1.000,-
    Kosten 20.300,-
    Ertrag 4.700,- pro Monat
  3. Beispiel geringe Auslastung zu Beginn:
    5 Tage je 6 Stunden je 11 Teilnehmer = 2.000,-
    5 Tage je 6 Stunden je 6 Privatzahler = 1.500,-
    Monatumsatz grob 15.000,-

    Miete unverändert 2.500,-
    Kürzere Öffnungszeiten 30 Stunden = 5.200,- Personalkosten
    Franchisefee 1.500,-
    Finanzierung auf 7 Jahre = 4.000,-
    Sonstiges unverändert 1.000,-
    Kosten 14.200,-
    Ergebnis EUR 800,- oder eine schwarze 0.
  4. Leicht optimistisches Beispiel mit dritter Gruppe:
    5 Tage je 7 Stunden je 11 Teilnehmer = 2.300,-
    5 Tage je 7 Stunden je 8 Privatzahler = 2.300,-
    UND: 5 Tage je 5 Stunden je 6 Privatzahler = 1.250,-
    Umsatz pro Monat 25.600,-

    Miete unverändert 2.500,-
    1,2 TrainerInnen bei 35 Öffnungsstunden = 7.300,- Personalkosten
    Franchisefee 2.560,-
    Finanzierung auf 6 Jahre = 4.600,-
    Sonstiges 1.000,-
    Kosten: 18.000,-
    Ergebnis: 7.600 pro Monat!

    Nicht berücksichtigt, dass Patienten die mehrmals pro Woche kommen, nicht mehrmals den vollen Mitgliedbeitrag von EUR 10,- bezahlen.



Klaus-Score

Unternehmerfaktor: Zu Beginn höhere Herausforderungen durch Mitarbeitersuche und Marketing bei Ärzten, Therapeuten und anderen “Multiplikatoren”. Wenn das System einmal läuft, überschaubarer Aufwand und relativ einfach zu skalieren.

Chancen-Risiko: Relativ hohes Invest, der jedoch im Falle einer falschen Standortwahl vergleichsweise einfach übersiedelt werden kann (unter Berücksichtigung der Kosten für das Auflösen des Mietvertrags). Mindestauslastung wird relativ einfach erreicht werden können – gute Gewinne nur bei guter TrainerIn (wegen Umwandlung auf Privatzahler!). Relativ hohe Abhängigkeit von Personal, sofern man nicht (auch) selbst Trainer ist.

Investition: Erstinvestition von 250.000,- bis 300.000,- könnte man aus Liquiditätsgründen auch langfristig finanzieren. Break-Even (Miet- und Personalkosten) wird relativ rasch (im Vergleich zu anderen Modellen) erreicht.

Millionärsfaktor: Durch Skalierung auf mehrere Standorte durchaus realistisch.

Pflegehilfe für Senioren – Thomas Hildebrandt

Bei Seniorenpflege und Altenbetreuung denkt man nicht unbedingt sofort an Franchise.

Ist Pflegehilfe ein (digitaler) Marktplatz zwischen SeniorInnen auf der einen und hilfsbereiten überwiegend Damen aber auch Herren aus Osteuropa auf der anderen Seite?

Oder ist es ein Leih- bzw. Zeitarbeitsmodell?

Wer verdient mit Pflege wie viel?

Diese und noch viel mehr Fragen beantwortet Thomas Hildebrandt in dieser Episode.


Die Bierdeckelkalkulation:

Nach einem Jahr 50 Kunden in Betreuung mit rund 200,- Provision pro Monat ergibt 10.000,- Umsatz pro Monat.

Kosten dafür: 200,- Systemgebühr zzgl. 10,- pro Kunde ab dem 20ten Kunden, gesamt 500,-.

Nicht öffentlich entlocken konnte ich Thomas Hildebrandt die Kosten für die Leads, also die Kontaktdaten von Interessenten. Dies weniger, weil es ein großes Betriebsgeheimnis ist, sondern vielmehr, weil mit diesem Datenhandel viel Schindluder getrieben wird und er keine Spekulationen anfeuern will. Mir hat er die Zahlen verraten, genauso, wie er sie auch jedem ernsthaften Interessenten verrät. Und ich kann sagen, dass er sehr faire Preise dafür aufruft.

In den ersten Monaten muss man selbstverständlich mehr für diese Leads, also sozusagen in’s Marketing oder die Werbung investieren – doch komplett aufhören kann man damit nie, denn es findet ja immer ein gewisser Wechsel statt.

Kalkulieren wir sehr vorsichtig und konservativ damit, dass wir im ersten Jahr die hälfte unseres (wachsenden) Umsatzes in Werbung, d.h. Leads, investieren und dass dieser Betrag, weil wir ja mit der Zeit erstens besser und zweitens öfter empfohlen werden, sinkt.

Mit 60 bis 80 zu Betreuenden Personen ist das laut Thomas Hildebrand ein Vollzeit-Job, was ich nachvollziehen kann, als man mit jeder Familie im Schnitt eine Stunde pro Monat telefoniert und den Rest der Zeit für die Neukundengewinnung investiert. Ob man sich bei Erreichen dieser Schwelle durch eine angestellte MitarbeiterIn unterstützen lässt ist wohl eine persönliche Entscheidung – aus finanzieller Sicht ist es jedenfalls ein nicht unattraktives Modell ohne große Risiken.

Mit 60 bis 80 Kunden sollten im zweiten Jahr nach Abzug von Auto (selbstverständlich kein Porsche) und sonstigen Kosten (Telefon, Steuerberater…) wohl rund 100.000 Euro Einkommen (vor Steuern) erzielbar sein.


Klaus-Score:

Unternehmerfaktor: Überschaubar. Es ist eher ein selbst & ständig, auch wenn man ab einer gewissen Größe manches an eine MitarbeiterIn auslagern kann.

Chancen/Risiko: Ein stetig wachsender Markt! Mit gutem Online-Marketing (Zielgruppe sind die Kinder/Enkel der zu pflegenden) und einigermaßen Verkaufstalent sollten die ersten Kunden schnell zu finden sein. Unterstützung der Franchisezentrale auch für Pflegekräfte vermutlich schon aus Eigeninteresse hoch.

Investition: EUR 20.000,- sind nicht wenig, aber im ersten Jahr locker zurückverdient.

Millionärsfaktor: Theoretisch ist das Modell skalierbar, in der Praxis wird das Verkaufstalent der limitierende Faktor sein. Gute (angestellte) Verkäufer sind (relativ) teuer und mit diesem Modell eher nicht finanzierbar.